2021 = 2020?

Corona ist omnipräsent, und die Schweiz steckt in ihrem zweiten Shutdown. Wie wird das 2021? Das weiss ich noch nicht. Bis wieder Turniere stattfinden, trainiere ich aber weiterhin fleissig an meinen Schwächen und verbessere meine Stärken. Als Profisportler sind wir in unserem Trainingsalltag kaum eingeschränkt, Turniere gibt es aber kaum welche. Ich gebe darum gerne einen Rückblick über das vergangene Jahr. Viel Spass beim Lesen!

Das Jahr Zwanzigzwanzig

 

Ich verfasse gerade die zwölfte Kolumne des Jahres. In der Regel richte ich mein Leben nicht nach unserem Kalender – ich lasse Vergangenes dann Revue passieren, wenn es vorbei ist und mache mir Gedanken über meine Zukunftspläne dann, wann es nötig ist. Das ablaufende Jahr war aber doch sehr einzigartig und speziell, sodass mich doch an einen geordneten Rückblick ranmache.

 

Januar. Sieben Monate lang jettete ich für die Olympia-Quali um die Welt. Jetzt absolviere ich eine dreiwöchige Trainingsphase, und will in Island mit erfolgreichem Turnierresultat punkten. Das Turnier wird kurzfristig abgesagt, ein Eissturm in Reykjavík verhindert Flugstarts- und landungen.

 

Februar. An den Schweizermeisterschaften verliere ich im Viertelfinal, und stehe ohne Medaille da. Zwei Wochen später spielen wir die Herren-Team EM in Frankreich, übrig bleibt für uns ein tolles Erlebnis mit der Equipe. Ich kann meine beiden Einzel für die Schweiz gewinnen.

 

März. Corona erreicht Europa. In der Woche meines Heimturniers, den Swiss Open in Basel, wird schweizweit der Shutdown ausgerufen. Die Welt steht still.

 

April. Der zweite Monat des «Quarantrainings» bricht an. Ich wohne und trainiere in den vier Wänden meiner Familie im Baselbiet. Auch die Natur und der Sportplatz der Primarschule sind mein zu Hause. Ich geniesse die Zeit in Titterten sehr, die Abwechslung vom Turnieralltag mit Arbeiten im Garten oder der Küche tut mir gut, auch die Abende mit meiner Familie geniesse ich sehr.

 

Mai. Ui, wir dürfen endlich zurück in die Trainingshalle! Ich fühle mich wie ein kleines Kind.

 

Juni. Ich helfe mit, eine Hochzeit für zwei Freunde zu organisieren. Heute bin ich sehr froh, planten wir alles corona-konform, auch wenn die Fälle damals auf einem Minimum waren.

 

Juli. Ferien in der Schweiz sind für mich kein Novum. Auch nicht, dass ich währenddessen Sport treibe. So fahre ich z.B. mit dem Rennvelo 163km über den Gotthard.

 

August. Normalerweise würde ich die Saison in Belarus starten. Wegen Corona fällt dies jedoch ins Wasser, und auch sonst wäre es inmitten der Demonstrationen wohl nicht der optimalste Zeitpunkt gewesen.

September. Die Pflicht an der Fernfachhochschule ruft: Einsenden einer Literaturarbeit. Ich freue mich über die gute Benotung.

 

Oktober. Wer kann es glauben? Wir können tatsächlich zwei Turniere im Ausland bestreiten! Es tat gut, in Deutschland und Portugal Einsätze zu haben. Die Schutzkonzepte waren einwandfrei.

 

November. Ein Monat der schnell vorbeigeht. Intensive Trainings, ungewisses Warten auf Turniere, die Liga ist ausgesetzt.

 

 

Dezember. Der wird wohl wie der Rest des Jahres. Also eigentlich gut, denn ich kann trainieren und an mir schleifen, ohne Reisestress. Doch das Rennpferdli Joel hofft nun sehr, im 2021 aus dem Stall gelassen zu werden!

 

 

 

erschienen im Dezember '20 in der «Volksstimme»